Donnerstag, 3. Juni 2010

Wie wahr . . .

Nur kleine Flaschen haben einen Tropfenzähler – sprudelndes Quellwasser wird im allgemeinen nicht rationiert.Peter Panter [i.e. Kurt Tucholsky (1890 – 1935)]

Dienstag, 25. Mai 2010

Aus!

von Theobald Tiger [i.e. Kurt Tucholsky (1890 – 1935)]

Einmal müssen zwei auseinandergehn;
einmal will einer den andern nicht mehr verstehn – –
einmal gabelt sich jeder Weg – und jeder geht allein –
wer ist daran schuld?

Es gibt keine Schuld. Es gibt nur den Ablauf der Zeit.
Solche Straßen schneiden sich in der Unendlichkeit.
Jedes trägt den andern mit sich herum –
etwas bleibt immer zurück.

Einmal hat es euch zusammengespült,
ihr habt euch erhitzt, seid zusammengeschmolzen, und dann erkühlt –
Ihr wart euer Kind. Jede Hälfte sinkt nun herab –:
ein neuer Mensch.

Jeder geht seinem kleinen Schicksal zu.
Leben ist Wandlung. Jedes Ich sucht ein Du.
Jeder sucht seine Zukunft. Und geht nun mit stockendem Fuß,
vorwärtsgerissen vom Willen, ohne Erklärung und ohne Gruß
in ein fernes Land.

Dienstag, 18. Mai 2010

. . .

Je engstirniger, je kleiner, je schmalhorizontiger der Standpunkt eines Menschen – um so unnachgiebiger wird er vertreten.Ignaz Wrobel [i.e. Kurt Tucholsky (1890 – 1935)]

Sonntag, 16. Mai 2010

Aus aktuellem Anlass . . .

Jede Wirtschaft beruht auf dem Kreditsystem, das heißt auf der irrtümlichen Annahme, der andre werde gepumptes Geld zurückzahlen. Tut er das nicht, so erfolgt eine sog. 'Stützungsaktion', bei der alle, bis auf den Staat, gut verdienen. Solche Pleite erkennt man daran, daß die Bevölkerung aufgefordert wird, Vertrauen zu haben. Weiter hat sie ja dann auch meist nichts mehr.Kaspar Hauser [i.e. Kurt Tucholsky (1890 – 1935)]

Freitag, 14. Mai 2010

. . . törichte Geldpolitik . . .

Der unbeirrbare Stumpfsinn, mit dem diese Kapitalisten ihre törichte Geldpolitik fortsetzen, immer weiter, immer weiter, bis zur Ausblutung ihrer Werke und ihrer Kunden, ist bewundernswert. Alles, was sie seit etwa zwanzig Jahren treiben, ist von zwei fixen und absurden Ideen beherrscht: Druck auf die Arbeiter und Export.Ignaz Wrobel [i.e. Kurt Tucholsky (1890 – 1935)]

Montag, 10. Mai 2010

"Haus Europa"


1926
Es ist nicht wahr, daß man sich nicht in die Innenpolitik fremder Staaten mischen dürfe – eine Innenpolitik ohne Rückwirkung nach außen gibt es heute nicht mehr, wenn es sie je gegeben hat. So, wie kein Mieter das Recht hat, in seiner Wohnung Feuer anzuzünden, mit der Berufung auf die Heiligkeit des Heims, sowenig dürften Staaten ohne Gefährdung des Friedens Innenpolitik auf eigene Faust machen, soweit diese den Frieden in Frage stellt. Wir wohnen nicht mehr in einzelnen Festungen des Mittelalters, wir wohnen in einem Haus. Und dieses Haus heißt Europa.
1932
Darf man sich in die Verhältnisse eines anderen Landes einmischen?
Man darf nicht nur – man muß es manchmal tun.
Man muß es allemal dann tun, wenn es gilt, fremde Bundesgenossen zu unterstützen. Dazu gehören Takt, Verständnis, Ruhe und viel Wissen – aber es gibt keine inneren Verhältnisse, die den Nachbarn nichts angingen. Europa ist ein großes Haus. Seit wann darf eine Mietspartei im zweiten Stock ein Feuer anzünden und dann abwehrend rufen: "Mischt euch nicht in meine Verhältnisse! Das ist meine Wohnung!"? Jede Mietswohnung ist der Bestandteil eines Hauses – jedes europäische Land ist ein Bestandteil Europas. Wer sich abschließt, ist ein Dummkopf und ein Friedensstörer.
Kurt Tucholsky (1890 – 1935)

Dienstag, 4. Mai 2010

Ideal des Pedanten

Der trockne Pedant hat gewöhnlich ein Ideal: den falschen Abenteurer.Peter Panter [i.e. Kurt Tucholsky (1890 – 1935)]

Mittwoch, 21. April 2010

Vorrat an Phantasie

Wir bewahren ein bißchen viel auf, mitunter. Da spart sich so einer seinen kleinen Vorrat an Phantasie, Liebe, Lebensfreude sorgsam auf, für bessere Zeiten, nach dem schönen, alten Spruch: "Wenn ich mal erst . . . " Aber es kann immerhin geschehen, daß der ganze Vorrat hin ist, wenn der Besitzer an ihn herangeht, verschimmelt die Phantasie, abgestanden die
Liebe, verflogen die Lebensfreude. "An kühlem Ort aufzubewahren." Und hat doch nichts geholfen.
Peter Panter [i.e. Kurt Tucholsky (1890 – 1935)]

Der deutsche Primus

Die Tugend des deutschen Primus ist ein Laster, sein Fleiß eine unangenehme Angewohnheit, seine Artigkeit Mangel an Phantasie.Ignatz Wrobel [i.e. Kurt Tucholsky (1890 – 1935)]

Samstag, 17. April 2010

Phantasie

Die Phantasie ist der mächtigste Despot.Berthold Auerbach (1812 – 1882)

Samstag, 3. April 2010

. . . und Eitelkeit

Der Mensch besteht aus Knochen, Fleisch, Blut, Speichel, Zellen und Eitelkeit.Peter Panter [i. e. Kurt Tucholsky (1890 – 1935)]

Bibliotheken

Er hatte seine Bibliothek verwachsen, so wie man eine Weste verwächst. Bibliotheken können überhaupt der Seele zu enge und zu weit werden.Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799)

Freitag, 2. April 2010

Karfreitag


LIX. Von dem Passion zu predigen.

Von Schimpff das 459.

In dem Passion sprach der Priester: Es ist nit also.

Es was ein Priester, der het den Passion gepredigt an dem Karfreitag, das vil Lüt weinten. Der nerrisch Priester wolt sie trösten und sprach: 'Nit weinen, lieben Kind! Es ist jetz wol 15 hundert Jar, das es geschehen sol sein; es mag wol erlogen sein; es ist gar fer von Jerusalem biß her. Man lügt doch von einem Hauß in das ander, wie dan erst so fer! Es möcht auch nur Red sein.'

Aus: Johannes Pauli (Mitte 15. Jh. – nach 1520): Schimpf und Ernst: Straßburg: Johannes Grieninger 1522.

Donnerstag, 1. April 2010

Gleichgültigkeit

Die Gleichgültigkeit so vieler Menschen beruht auf ihrem Mangel an Phantasie.Kurt Tucholsky (1890 – 1935)

Liebe und Zeit

Man denkt oft, die Liebe sei stärker als die Zeit. Aber immer ist die Zeit stärker als die Liebe.Kurt Tucholsky (1890 – 1935)

Mittwoch, 31. März 2010

. . .

Er ist ein seelischer Voyeur.Kurt Tucholsky (1890 – 1935)

Missingsch

Missingsch ist das, was herauskommt, wenn ein Plattdeutscher hochdeutsch sprechen will. Er krabbelt auf der glatt gebohnerten Treppe der deutschen Grammatik empor und rutscht alle Nase lang wieder in sein geliebtes Platt zurück.Kurt Tucholsky (1890 – 1935)

Samstag, 27. März 2010

Die Mausefalle

von Christian Morgenstern (1871 – 1914)

1.

Palmström hat nicht Speck im Haus
dahingegen eine Maus.

Korf, bewegt von seinem Jammer,
baut ihm eine Gitterkammer.

Und mit einer Geige fein
setzt er seinen Freund hinein.

Nacht ist's und die Sterne funkeln.
Palmström musiziert im Dunkeln.

Und derweil er konzertiert,
kommt die Maus hereinspaziert.

Hinter ihr, geheimer Weise,
fällt die Pforte leicht und leise.

Vor ihr sinkt in Schlaf alsbald
Palmströms schweigende Gestalt.

2.

Morgens kommt v. Korf und lädt
das so nützliche Gerät

in den nächsten, sozusagen,
mittelgroßen Möbelwagen,

den ein starkes Roß beschwingt
nach der fernen Waldung bringt,

wo in tiefer Einsamkeit
er das seltne Paar befreit.

Erst spaziert die Maus heraus,
und dann Palmström, nach der Maus.

Froh genießt das Tier der neuen
Heimat, ohne sich zu scheuen.

Während Palmström, glückverklärt,
mit v. Korf nach Hause fährt.

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HELMUT ZEH

† 1. Juli 2005

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