Sonntagnachmittag
von Alfred Lichtenstein (1889 – 1914)
Auf faulen Straßen lagern Häuserrudel,
Um deren Buckel graue Sonne hellt.
Ein parfümierter, halbverrückter kleiner Pudel
Wirft wüste Augen in die große Welt.
In einem Fenster fängt ein Junge Fliegen.
Ein arg beschmiertes Baby ärgert sich.
Am Himmel fährt ein Zug, wo windge Wiesen liegen;
Malt langsam einen langen dicken Strich.
Wie Schreibmaschinen klappen Droschkenhufe.
Und lärmend kommt ein staubger Turnverein.
Aus Kutscherkneipen stürzen sich brutale Rufe.
Doch feine Glocken dringen auf sie ein.
In Rummelplätzen, wo Athleten ringen,
Wird alles dunkler schon und ungenau.
Ein Leierkasten heult und Küchenmädchen singen.
Ein Mann zertrümmert eine morsche Frau.
Auf faulen Straßen lagern Häuserrudel,
Um deren Buckel graue Sonne hellt.
Ein parfümierter, halbverrückter kleiner Pudel
Wirft wüste Augen in die große Welt.
In einem Fenster fängt ein Junge Fliegen.
Ein arg beschmiertes Baby ärgert sich.
Am Himmel fährt ein Zug, wo windge Wiesen liegen;
Malt langsam einen langen dicken Strich.
Wie Schreibmaschinen klappen Droschkenhufe.
Und lärmend kommt ein staubger Turnverein.
Aus Kutscherkneipen stürzen sich brutale Rufe.
Doch feine Glocken dringen auf sie ein.
In Rummelplätzen, wo Athleten ringen,
Wird alles dunkler schon und ungenau.
Ein Leierkasten heult und Küchenmädchen singen.
Ein Mann zertrümmert eine morsche Frau.
Clarisse1 - 1. Apr, 12:42
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schreibnetz - 1. Apr, 13:15
Schön ist's ...
... den lange vergessenen Lichtenstein, Alfred einmal wieder zu finden. Danke!
Alfred Lichtenstein ist am 23.8.1889 in Berlin geboren. Als einer der Ersten starb er am 25.9.1914 in jenem Ersten Weltkrieg bei Vermandevillers bei Reims in Frankreich. Einige Kilometer weiter kämpfte der (ebenfalls 1889 geborene) bekanntere Adolf H. Dummerweise hat damals der Falsche überlebt.
Danke sagt:
Lasse
https://schreibnetz.twoday.net/
Alfred Lichtenstein ist am 23.8.1889 in Berlin geboren. Als einer der Ersten starb er am 25.9.1914 in jenem Ersten Weltkrieg bei Vermandevillers bei Reims in Frankreich. Einige Kilometer weiter kämpfte der (ebenfalls 1889 geborene) bekanntere Adolf H. Dummerweise hat damals der Falsche überlebt.
Danke sagt:
Lasse
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Clarisse1 - 1. Apr, 23:12
Dieses traurige Schicksal
teilte Lichtenstein mit anderen expressionistischen Dichtern wie beispielsweise dem 1883 geborenen Ernst Stadler, der am 20.10.1914 bei Ypern fiel, ebenso Gustav Sack, geboren 1885, tödlich verwundet am 15.12.1916 in der Nähe von Bukarest., und dem um einige Jahre älteren August Stramm, gefallen am 1.9.1915 an der Ostfront bei Horodec in Rußland. Von denen, die den 1. Weltkrieg überlebten, nahmen sich einige selbst das Leben oder fielen der Nazibarbarei zum Opfer... Ja, es wäre schade, gerieten sie tatsächlich in Vergessenheit, denn ihre Lyrik hat das 20. Jahrhundert mit geprägt.
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