Aufgespießtes

Dienstag, 13. November 2007

Aufgespießt XVI

Die Irrsinnigen werden von den Psychiatern allemal daran erkannt, daß sie nach der Internierung ein aufgeregtes Benehmen zur Schau tragen.Karl Kraus (1874 – 1936)

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Psychoanalyse

von Theobald Tiger [i. e. Kurt Tucholsky (1890 – 1935)]

Drei Irre gingen in den Garten
und wollten auf die Antwort warten.

Der erste Irre sprach:
„O Freud!
Hat dich noch niemals nicht gereut,
daß du Schüler hast? Und was für welche –?
Sie gehen an keinem vorüber, die Kelche.
Ich kenne ja wirklich allerhand
als Mitglied vom Deutschen Reichsirrenverband –
aber die alten Doktoren sind mir beinah lieber
als das Getue dieser
Ja.“

Der zweite Irre sprach:
„Schmecks.
Ich habe hinten einen Komplex.
Den hab ich nicht richtig abreagiert,
jetzt ist mir die Unterhose fixiert.
Und ich verspüre mit großer Beklemmung
rechts eine Hemmung und links eine Hemmung.
Vorn hängt meine ältere Schwester
und in der Mitte bin ich ziemlich gesund.
Ja.“

Der dritte Irre sprach:
„Wenn
heut einer mal muß, dann sagt ers nicht, denn
er umwickelt sich mit düstern Neurosen,
mit Analfunktionen und Stumpfdiagnosen –„
(„Ha! – Stumpf!“ riefen die beiden andern Irren,
konnten den dritten aber nicht verwirren.
Der fuhr fort:)
„Vorlust, Nachlust und nächtliches Zaudern –
es macht so viel Spaß, darüber zu plaudern!
Die Fachdebatte – welch ein Genuß! –
ist beinah so schön wie ein
Ja.“

Die drei Irren sangen nun im Verein:
„Wir wollen keine Freudisten sein!
Die jungen Leute, die davon kohlen,
denen sollte man kräftig das Fell versohlen.
Erreichen sie jemals das Genie?
O na nie –!

Jeder Jüngling von etwas guten Manieren
geht heute mal Muttern deflorieren.
Jede Frau, die in die Epoche paßt,
hat schon mal ihren Vater gehaßt.
Und die ganze Geschichte stammt aus Wien,
und darum ist sie besonders schien –!

Wir drei Irre sehen, wie Liebespaare
sich gegenseitig die schönsten Haare
spalten – und rufen jetzt rund und nett:
Rein ins Bett oder raus aus dem Bett!

Keine Tischkante ohne Symbol und kein Loch . . .
Wie lange noch –? Wie lange noch –?“

Drei Irre standen in dem Garten
und täten auf die Antwort warten.

Samstag, 6. Oktober 2007

Aufgespießt XV

Wenn ein Mann weiß, daß die Epoche seiner stärksten Potenz nicht die ausschlaggebendste der Weltgeschichte ist –: das ist schon sehr viel.Peter Panter [i. e. Kurt Tucholsky (1890 – 1935)]

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Aufgespießt XIV

Kinder psychoanalytischer Eltern welken früh. Als Säugling muß es zugeben, daß es beim Stuhlgang Wollustempfindungen habe. Später wird es gefragt, was ihm dazu einfällt, wenn es auf dem Weg zur Schule der Defäkation eines Pferdes beigewohnt hat. Man kann von Glück sagen, wenn so eins noch das Alter erreicht, wo der Jüngling einen Traum beichten kann, in dem er seine Mutter geschändet hat.Karl Kraus (1874 – 1936)

Sonntag, 30. September 2007

Aufgespießt XIII

Deutsche Literaten: Die Lorbeern, von denen der eine träumt, lassen den andern nicht schlafen. Ein anderer träumt, daß seine Lorbeern wieder einen andern nicht schlafen lassen, und dieser schläft nicht, weil der andere von Lorbeern träumt.Karl Kraus (1874 – 1936)

Freitag, 28. September 2007

Aufgespießt XII

Der "Verführer", der sich rühmt, Frauen in die Geheimnisse der Liebe einzuweihen: Der Fremde, der auf dem Bahnhof ankommt und sich erbötig macht, dem Fremdenführer die Schönheiten der Stadt zu zeigen.Karl Kraus (1874 – 1936)

Sonntag, 16. September 2007

Aufgespießt XI

Die schlecht verdrängte Sexualität hat manchen Haushalt verwirrt; die gut verdrängte aber die Weltordnung.Karl Kraus (1874 – 1936)

Samstag, 15. September 2007

Aufgespießt X

Ich habe nie einsehen mögen, warum mittelmäßige Menschen deshalb aufhören sollten, mittelmäßig zu sein, weil sie schreiben können.Christian Morgenstern (1871 – 1914)

Mittwoch, 5. September 2007

Aufgespießt IX c

Moralische Vergehen verdammt man um so strenger, je mehr Genuß dabei zu beneiden ist.Emanuel Wertheimer (1846 – 1916)

Aufgespießt IX b

Es gibt keinen strengeren Moralisten als den Betrüger, wenn er betrogen wird.Emanuel Wertheimer (1846 – 1916)

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HELMUT ZEH

† 1. Juli 2005

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