L(i)eben
An Tristan
Ich kann nicht schlafen mehr,
Immer schüttelst du Gold über mich.
Und eine Glocke ist mein Ohr,
Wem vertraust du dich?
So hell wie du,
Blühen die Sträucher im Himmel.
Engel pflücken sich dein Lächeln
Und schenken es den Kindern.
Die spielen Sonne damit
Ja ...
Else Lasker-Schüler (1869 – 1945)
Clarisse1 - 12. Aug, 11:10
von Friedrich Hebbel (1813 – 1863)
"Was ist die Liebe? Sag es mir,
Der du so vieles weißt!
Du bist ein Dichter: frage an
Bei deinem Dichtergeist!"
Ich weiß es wohl, doch kann ich's nicht
In Worten dir vertraun;
Ein Mittel gibt es: Liebe mich,
Da wirst du's deutlich schaun!
Clarisse1 - 30. Jun, 11:55
"Ich kann auch 'ohne Liebe' genießen", sagte der Idiot.
Mit 60 bekam er ein schweres Magennervenleiden.
"Er hat zuviel gelebt – – – ", sagte man.
Ich glaube, z u w e n i g !Peter Altenberg (1859 – 1919)
Clarisse1 - 20. Feb, 14:43
von Joachim Ringelnatz (1883–1934)
Ein männlicher Briefmark erlebte
Was Schönes, bevor er klebte.
Er war von einer Prinzessin beleckt.
Da war die Liebe in ihm geweckt.
Er wollte sie wiederküssen,
Da hat er verreisen müssen.
So liebte er sie vergebens.
Das ist die Tragik des Lebens . . .
Clarisse1 - 28. Mär, 11:11
von Alfred Lichtenstein* (1889 – 1915)
Helle Länder sind deine Augen.
Vögelchen sind deine Blicke,
Zierliche Winke aus Tüchern beim Abschied.
In deinem Lächeln ruh ich wie in spielenden Booten.
Deine kleinen Geschichten sind aus Seide.
Ich muß dich immer ansehen.
Aus: Alfred Lichtenstein: Die Gedichte des Kuno Kohn. In: Ders.: Gesammelte Gedichte. Zürich: Arche 1962, S. 77.
*, der vor genau hundert Jahren, am 3. Januar 1914, zum Dr. phil. promoviert wurde und schon im darauffolgenden Jahr, am 25. September 1915, im Alter von 25 Jahren in der Nähe von Vermandovillers bei Reims fiel.
Clarisse1 - 3. Jan, 14:26
Liebe erblüht im Staunen einer Seele, die nichts erwartet, und sie stirbt an der Enttäuschung des Ichs, das alles fordert.Gustave Flaubert (1821 – 1880)
Clarisse1 - 24. Nov, 17:08
Das großartigste Erlebnis im Leben ist, tiefe Gedanken zu teilen und sich dann zu berühren.William Butler Yeats (1865 – 1939)
Clarisse1 - 10. Jul, 14:30
[. . .] die ersten vierzig Jahre unseres Lebens liefern den Text, die folgenden dreißig den Kommentar dazu, der uns den wahren Sinn und Zusammenhang des Textes, nebst der Moral und allen Feinheiten desselben, erst recht verstehen lehrt.Arthur Schopenhauer (1788 – 1860)
Clarisse1 - 7. Aug, 10:01
von Peter Altenberg (1859 – 1919)
Ich sah dich den Amseln zärtlich Futter streuen –
Ich sah dich deinen alten Vater sanft betreuen –
Ich sah dich in einem Buche heilige Stellen anstreichen,
Ich sah dich in Gesellschaft unadeliger Menschen erbleichen.
Ich sah dich deine idealen Füße ungeniert nackt zeigen,
Ich sah dich wie eine Fürstin dich edel-stolz verneigen.
Ich sah dich mit deinem geliebten Papagei wie mit einem Freunde sprechen,
Ich sah dich mit einem Manne wegen eines geringen Taktfehlers für ewig brechen – – –.
Ich sah dich an Himbeerduft dich berauschen,
Ich sah dich der Stille eines Sommerabends lauschen.
Ich sah dich an dem Alltag wachsen, lernen,
Ich sah dich traurig steh'n vor trüben Gaslaternen.
Ich sah dich dein Leben spinnen wie die Spinne ihr mysteriöses Gewebe – – –
Ich schlich mich abseits, um dich nicht zu stören.
Ich werde dich aber lieben, solang ich lebe!
Clarisse1 - 15. Apr, 17:55
Man ist allein mit allem, was man liebt.Novalis (1772 – 1801)
Clarisse1 - 6. Dez, 09:40