Dienstag, 6. Oktober 2009

Ehrlichkeit vs. Heuchelei

Bescheidenheit bei mittelmäßigen Fähigkeiten ist bloße Ehrlichkeit : bei großen Talenten ist sie Heuchelei.Arthur Schopenhauer (1788 – 1860)

Montag, 5. Oktober 2009

Perle


Wassertropfen

Samstag, 3. Oktober 2009

Oktobersonne


"Die Silberlinden des Platzes und der ausmündenden Straßen waren schon gelb und dünn belaubt, aber eine heißrote Oktobersonne schien durch weißlichen Staub und Dunst und machte die grüne, weißschäumende Limmat, deren lebendige Wasser, rasch und wirbelnd nach der Aufstauung, zu den Mühlen unterhalb der Brücken niederrauschen, zu einem erfrischenden, Erquickung hauchenden Anblick."

Aus: Ilse Frapan (1849 – 1908): Arbeit. Berlin: Gebrüder Paetel 1903.

"Matt und warm lag die Oktobersonne über dem Land; die Wälder flammten im Herbstlaub, die Äcker dehnten sich kahl, den Hügeln der Frankenhöhe entlang zogen Wolken als föhniger Flaum."

Aus: Jakob Wassermann (1873 – 1934): Das Gänsemännchen. Berlin: S. Fischer 1915.

"So kam nun der große Festtag heran, von der goldig mildesten Oktobersonne geleitet, welche einen Duftschleier nach dem andern von der Erde hob und zerfließen ließ, bis alles Gelände mit Bäumen und Hügeln in warmem Farbenschmucke erglänzte und die Ferne ringsherum in geheimnisvollem Blau eine glückverheißende Zukunft darstellte."

Aus: Gottfried Keller (1819 – 1890): Das Sinngedicht. Berlin: W. Hertz 1882–1884.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Liebe

von Karoline von Günderode (1780 – 1806)

O reiche Armuth! Gebend, seliges Empfangen!
In Zagheit Muth! in Freiheit doch gefangen.
In Stummheit Sprache,
Schüchtern bei Tage,
Siegend mit zaghaftem Bangen.

Lebendiger Tod, im Einen sel'ges Leben
Schwelgend in Noth, im Widerstand ergeben,
Genießend schmachten,
Nie satt betrachten
Leben im Traum und doppelt Leben.

Donnerstag, 24. September 2009

Septembersonne in Berlin


"Septembersonne! In mattem Blaugrün spannt sich der Himmel über Berlin; alles Licht ist gedämpft, und die Schatten haben einen silbernen Ton. Auf den Anlagen der großen Plätze und in den Vorgärten der Häuser, die die Kultur mühsam dem spröden Sandboden abgerungen hat, feiert sie jetzt ihre größten Triumphe: vom hellen Gelb der Linden bis zum dunkeln Rot der Blutbuchen leuchten alle Farben des Herbstes; aus dem grünen Rasenteppich glänzen Astern in sanftem Violett und müdem Blau, während sich in wehmütigem Sterben blasse Rosen an die weißen Steinstufen der Estraden schmiegen. Goldene Blätter tanzen in lind bewegter Luft, und unter den Bäumen sitzen auf weißen Bänken jene modernen Frauen der Großstadt, die starke Farben scheuen wie starke Gefühle und Kleider tragen, die aussehen, als wären sie in der Sommersonne verblichen."

Aus: Lily Braun (1865 – 1916): Memoiren einer Sozialistin. Lehrjahre. München: Albert Langen 1909.

Montag, 14. September 2009

Blühende Neurosen . . .

Je größer durch Erziehung und Tradition die Spannung zwischen den Geschlechtern wird, desto größer wird eine aufgeblasene Sexualromantik, auf der die Neurosen nur so blühen.Peter Panter [i. e. Kurt Tucholsky (1890 – 1935)]

Sonntag, 13. September 2009

Kein Grund zur Panik . . .

. . . der deutschen Sprache droht kein "Verfall"!

"[...] Sonst übrigens wird die deutsche Sprache sogar durch die größte Gastfreiheit gegen Fremdlinge niemals verarmen und einkriechen. Denn stets zeugt sie (wie alle Wörterbücher beweisen) aus ihren immer frischen Stammbäumen hundertmal mehre Kinder und Enkel und Urenkel, als sie fremde Geburten an Kindes Statt annimmt; so daß nach Jahrhunderten die aus unsern forttreibenden Wurzelwörtern aufgegangne Waldung die nur als Flugsame aufgekeimten Fremd-Wörter ersticken und verschatten muß, zuletzt als ein wahrer Lianenwald aufgebäumt, dessen Zweige zu Wurzeln niederwachsen und dessen aufwärts gepflanzte Wurzeln zu Gipfeln ausschlagen. Wie fremd-durchwachsen und verwildert wird dagegen nach einigen Jahrhunderten z.B. die englische Sprache dastehen, mit dem vaterländischen, aber kraftlosen Stammvolleingeimpften Wortgebüsches, keines Schaffens, nur des Impfens fähig und aus dem doppelten Amerika mehr neue Wörter als Waren abholend! –"

Aus: Jean Paul: Hesperus oder 45 Hundposttage. Eine Lebensbeschreibung. Berlin 1795.

Mittwoch, 2. September 2009

Rundum glücklich . . .

Wenn du ein Gärtchen hast und eine Bibliothek, so wird dir nichts fehlen.Cicero (106 – 43 v. Chr.)

Mittwoch, 26. August 2009

Bücher – Eier

Das große Publikum meint, es sei mit den Büchern wie mit den Eiern: sie müssen frisch genossen werden; daher greift es stets nach dem Neuen.Arthur Schopenhauer (1788 – 1860)

Samstag, 22. August 2009

Die Nachbarskinder

von Wilhelm Busch (1832 – 1908)

Wer andern gar zu wenig traut,
Hat Angst an allen Ecken;
Wer gar zu viel auf andre baut,
Erwacht mit Schrecken.

Es trennt sie nur ein leichter Zaun,
Die beiden Sorgengründer;
Zu wenig und zu viel Vertraun
Sind Nachbarskinder.

Freitag, 21. August 2009

Maus, Wurst und Frosch.

(Unterfranken: Sommerach, B.-A. Gerolzhofen.)

Eine Maus, eine Wurst und ein Frosch hielten zusammen Haus. Die Wurst kochte täglich die Suppe, der Frosch sammelte im Walde Holz und die Maus sorgte für Brot. Einst fragte der Frosch die Wurst, wie sie so gute Suppe kochen könne. Die Wurst sagte: "Wenn das Wasser anfängt zu kochen, so steige ich hinein und davon wird die Suppe so fett." Am folgenden Tage wollte der Frosch die Suppe kochen. Die Wurst ging in den Wald und das Mäuschen nahm sein Säckchen und ging in ein Hochzeitshaus, um Brotkrümchen zu sammeln. Als das Wasser anfing zu kochen, stieg der Frosch in den Hafen und kam darin jämmerlich um. Als die Wurst vom Walde zurückkam, fand sie den Frosch tot im Hafen liegen. Sie setzte sich unter die Haustür und weinte bitterlich. Da ging ein schwarz gekleideter Mann vorüber, den rief sie an: "Sage zum Mäuschen, es soll heim, der Frosch sei in der Suppe umgekommen." Der Mann blickte sich um, sah aber niemand. Als er ins Hochzeitshaus kam, erzählte er, was er gehört hatte. Das Mäuschen saß gerade unterm Tisch. Es ließ sein Säckchen liegen und eilte heim. Inzwischen hatte ein Metzgershund die weinende Wurst gefressen. Das Mäuschen fand nun den Frosch tot im Hafen liegen, suchte aber die Wurst vergebens. Da bekam es Hunger und wollte sein Säckchen im Hochzeitshaus holen. Doch wie es zur Tür hinein wollte, kam eine Katze und fraß es auf.

Aufgeschrieben durch Schulseminarist Erhard in Würzburg, beheimatet zu Sommerach, im Auftrage des verstorbenen Seminarlehrers Th. Strohmenger. Dem Verein übergeben 1894. (Urschrift.)

Aus: Karl Spiegel (1863–1920): Märchen. Märchen aus Bayern. Würzburg: Selbstverlag des Vereins für bayerische Volkskunde und Mundartforschung 1914.

Aus aktuellem Anlass . . .


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Wenn der Laubfrosch schreit, wird schlechtes Wetter.

Aus: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg. Gebräuche und Aberglauben, gesammelt von Karl Bartsch (1832 – 1888)

Donnerstag, 20. August 2009

Der Laubfrosch

von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 – 1874)

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Der Laubfrosch, der Laubfrosch
In seinem grünen Rock,
Er sitzt im Schutz der Blätter
Und kündet andres Wetter
Herab vom Rosenstock.

O Laubfrosch, o Laubfrosch,
Gleich fangen wir dich ein,
Um dich ins Glas zu setzen,
Da kannst du weiter schwätzen
Und Wetter prophezein! –

Der Laubfrosch, der Laubfrosch
Bekommt ein gläsern Haus
Und eine hübsche Leiter,
Was will er da noch weiter?
Und Fliegen sind sein Schmaus.

Der Laubfrosch, der Laubfrosch,
Was soll ihm Haus und Schmaus!
Er fühlt sich doch nicht heiter,
Sitzt still auf seiner Leiter
Und möchte gern hinaus.

O Laubfrosch, o Laubfrosch!
Bald kehrest du zurück:
Der Frühling soll dir geben.
Dein freies frohes Leben,
Denn Freiheit nur ist Glück.

Mittwoch, 19. August 2009

Froschregen

von Johann Peter Hebel (1760 – 1826)

Man spricht auch von einem Froschregen. Aber das wird noch niemand gesehen haben, daß es Frösche aus der Luft herab regnete. Die Sache verhält sich ganz kurz so: Im Sommer bei anhaltend trockner Hitze zieht sich eine Art von Landfröschen in benachbarte Wälder und Buschwerke zurück, weil sie dort einen kühlern und feuchtern Aufenthalt haben, und verhalten sich ganz stille und verborgen, so daß sie niemand bemerkt.

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Wenn nun ein sanfter Regen fällt, so kommen sie in zahlreicher Menge wieder hervor, und erquicken sich in dem nassen, kühlen Gras. Wer alsdann in einer solchen Gegend ist und auf einmal so viele Fröschlein sieht, wo doch kurz vorher kein einziges zu sehen war, der kann sich nicht vorstellen, wo auf einmal so viele Frösche herkommen; und da bilden sich einfältige Leute ein, es habe Frösche geregnet. Denn aus lieber Trägheit läßt man eher die unvernünftigsten Dinge gelten, als man sich die Mühe gibt, über die vernünftigen Ursachen dessen nachzudenken oder zu fragen, was man nicht begreifen kann.

Montag, 17. August 2009

Ehrgeiz

Es gibt doch nur eine wirkliche Gehirnkrankheit: Ehrgeiz. Du bist da, wie lange, und dann bist Du nicht mehr da, ewig. Und währenddessen bist Du ehrgeizig?! Beschäftige Dich mit der Restlosigkeit Deines Schlafens, mit Deinen unentrinnbaren Verdauungskräften, mit Wiesen, Wäldern, Seen, Bächen. Aber lasse jeglichen Ehrgeiz. Der, der dich beneidet, ist Deine Bemühung nicht wert. Und: Wer beneidet Dich?! Jeder sucht Dir zu beweisen, daß Du Dich auf einem falschen Wege befindest. Niemand würde mit Dir tauschen. Ehrgeiz ist ein Irrsinn, eine schwere Gehirnkrankheit: Du bist da, wie lange, wie kurz, und Du bist nicht mehr da, ewig. Und währenddessen soll Dich Herr – um irgend Etwas beneiden?! Ave Diogenes!Peter Altenberg (1859 – 1919)

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HELMUT ZEH

† 1. Juli 2005

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