Sonntag, 27. Dezember 2009

Stoßseufzer . . . vom 27. Dezember 1831

Ein Frauenzimmer frägt mehr, als hundert Männer beantworten können.Ludwig Börne (1786 – 1837)

Donnerstag, 24. Dezember 2009

Einsiedlers Heiliger Abend

von Joachim Ringelnatz (1883 – 1934)

Ich hab' in den Weihnachtstagen –
Ich weiß auch, warum –
Mir selbst einen Christbaum geschlagen,
Der ist ganz verkrüppelt und krumm.

Ich bohrte ein Loch in die Diele
Und steckte ihn da hinein
Und stellte rings um ihn viele
Flaschen Burgunderwein.

Und zierte, um Baumschmuck und Lichter
Zu sparen, ihn abends noch spät
Mit Löffeln, Gabeln und Trichter
Und anderem blanken Gerät.

Ich kochte zur heiligen Stunde
Mir Erbsensuppe mit Speck
Und gab meinem fröhlichen Hunde
Gulasch und litt seinen Dreck.

Und sang aus burgundernder Kehle
Das Pfannenflickerlied.
Und pries mit bewundernder Seele
Alles das, was ich mied.

Es glimmte petroleumbetrunken
Später der Lampendocht.
Ich saß in Gedanken versunken.
Da hat's an die Türe gepocht,

Und pochte wieder und wieder.
Es konnte das Christkind sein.
Und klang's nicht wie Weihnachtslieder?
Ich aber rief nicht: "Herein!"

Ich zog mich aus und ging leise
Zu Bett, ohne Angst, ohne Spott,
Und dankte auf krumme Weise
Lallend dem lieben Gott.

Dienstag, 15. Dezember 2009

Schriftstellerei

Die Schriftstellerei ist, je nachdem man sie treibt, eine Infamie, eine Ausschweifung, eine Tagelöhnerei, ein Handwerk, eine Kunst, eine Tugend.Friedrich von Schlegel (1772 – 1829)

Sonntag, 6. Dezember 2009

Zitternde Ochsen . . .

Als Pythagoras seinen bekannten Lehrsatz entdeckte, brachte er den Göttern eine Hekatombe dar. Seitdem zittern die Ochsen, sooft eine neue Wahrheit an das Licht kommt.Ludwig Börne (1786 – 1837)

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Dezembersonne


"[. . .] die Dezembersonne, die am Mittag so tief hereinhängt als die Juniussonne abends, breitet, wie angezündeter Spiritus, einen gelben Totenschein über die welken, bleichen Auen aus, und überall schlafen und ziehen, wie an einem Abende der Natur und des Jahrs, lange riesenhafte Schatten, gleichsam als nachgebliebene Trümmer und Aschenhaufen der ebenso langen Nächte."

Aus: Jean Paul: Blumen-, Frucht- und Dornenstücke. Berlin 1796/97.

"[. . .] und wie bleicher Messingglanz hat die Dezembersonne über die Heide hingeglinstert."

Aus: Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Braunschweig 1884.

Dienstag, 1. Dezember 2009

Letzte Blüten

von Paul Heyse (1830 – 1914)

Noch eine Ros' am kahlen Strauch
Fand im Advent ich aufgeblüht,
Noch eines Liedes zarter Hauch
Klang mir verstohlen im Gemüt.

Der Rose Blätter taumeln hin,
Da ich sie kaum berührt, ins Beet,
Das Liedchen schwand mir aus dem Sinn –
Für Sommerkinder ist's zu spät!

Donnerstag, 26. November 2009

Nach berühmten Mustern


In diesem Jahr erschienen – soeben auf NZZ Online angezeigt:

Parodien

Fritz Mauthner: Nach berühmten Mustern. Parodistische Studien – Gesamtausgabe. Hrsg. von Almut Vierhufe. Mit einem Nachwort und Anmerkungen von Almut Vierhufe. Hannover: Wehrhahn Verlag 2009.
[Bibliothek des 19. Jahrhunderts, Bd. 7]

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Donnerstag, 19. November 2009

Aus aktuellem Anlass . . .


Von meinen Tausend Reim-Sprüchen
von Friedrich von Logau (1605 – 1655)

Bißher gab mein Papier wol tausenderley Sachen,
Die dem, der drüber kümmt, bald bringen Ernst, bald Lachen;
Doch bitt ich den, der kümmt, daß Ernst und Lachen nicht
Sey allemal mit Ernst und Lachen bald gericht.

Es leben die Philister . . .

Es leben die Philister, ihre Gevattern und ihre Geschwister! Denn wenn die Philister nicht mehr leben, so wird es auch keine Poeten mehr geben.August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 – 1874)

Freitag, 6. November 2009

November-Abend

von Peter Altenberg (1859 – 1919)

Niemand geht gern auf die Straße, wenn er nicht aus irgendeinem Grunde muß. Die Kleider leiden, die Hüte schrumpfen ein, das Schuhwerk ächzt, kurz Alles befindet sich in einer gewissen Desorganisation. Die Straßen sind finster, feucht, unappetitlich. Man geht und schleicht, Lebens-müde. Hoffnung ist dahin. Man klammert sich an März, April, Mai, aber wo sind sie?! Unser ganzes Hotel-Personal hat n i e solche Gedanken. Eine merkwürdige Pflicht hält sie aufrecht. Der Tag, die Stunde regiert sie. Nun gut, das Schuhwerk ist feucht, schlapp, nachgiebig, fast zerrissen, aber Niemand hindert es. Man trägt die Unbilden der Natur, die sie Einem auferlegt. Nie eine Klage, eine Melancholie, sondern adeligste Ergebenheit in des Daseins unverständliches Schicksal! Womit man sie erfreuen kann?! Mit einem Uhrenständer, einem praktischen Tintenfaß, einer besonderen Vase. Sie gehen schlafen wie schlafbedürftige Tiere, rollen sich ein und schlafen bereits. Es ist nicht Resignation, es ist "gute Erziehung" von innen heraus. Ein Loch im Strumpfe ist keine Lebens-Angelegenheit, man näht es zu – oder man läßt es offen. Um 6 Uhr steht man auf, um Mitternacht rollt man sich unter die Bettdecke. "Hoffnungen" existieren nicht in diesen gesunden Gehirnen. An freien Tagen geht man ins Kino. Weshalb?! Niemand weiß es, man zieht "Knöpfelstiefer" an.
"Wie war es denn im Kino, Marie?!"
"No, so so, junger Herr, die Musik war gar nicht so schlecht."
Niemand hat eine Idee von dieser pathologischen Genügsamkeit. Das Einrollen in die schwere Bettdecke, wenn der Schlaf kommt, ist der Höhepunkt dieses N i c h t -lebens! Still trägt Jede ihre unabwendbare Lebensbürde. Eine Wunderbare kam zu mir: "Schenken's mir Ihre Sandalen, meine Sohlen sind durchgewetzt!" Ich schenke ihr meine Sandalen. "Die Leute werden mich auslachen, aber ich werde sagen, bitte, ich bin eine Schülerin vom Meister Altenberg!"

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Bücher und Menschen

Es geht uns mit den Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber wenige erwählen wir zu unseren Freunden, unseren vertrauten Lebensgefährten.Ludwig Feuerbach (1804 – 1872)

Sonntag, 11. Oktober 2009

Sinnenrausch

Der Sinnenrausch ist zur Liebe, was der Schlaf zum Leben.Novalis (1772 – 1801)

Samstag, 10. Oktober 2009

. . .

Alberne Leute sagen Dummheiten, Gescheite machen sie.Marie von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916)

Donnerstag, 8. Oktober 2009

So . . .

Ich bin sehr für geliehene Bücher. Hat man selbst das Buch, glaubt man: ein andermal!Theodor Gottlieb von Hippel d. Ä. (1741 – 1796)

. . . oder so!

Ein Buch, das man liebt, darf man nicht leihen, sondern muß es besitzen.Friedrich Nietzsche (1844 – 1900)

Mittwoch, 7. Oktober 2009

"Liebesneid"

Eifersucht ist Liebesneid.Wilhelm Busch (1832 – 1908)

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"Es gibt Worte, die nie gesagt werden dürfen, sonst sterben sie ..." – Kurt Tucholsky

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"Wer ein Buch zusammenstellt mit hilfreicher Weisheit, erdacht von anderen Köpfen, leistet der Menschheit einen größeren Dienst als der Verfasser eines Epos' der Verzweiflung." – Ella Wheeler Wilcox (1850 – 1919)

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IN MEMORIAM


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HELMUT ZEH

† 1. Juli 2005

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